Lallbacken by Henning Venske

Lallbacken by Henning Venske

Autor:Henning Venske
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Westend
veröffentlicht: 2011-12-11T18:59:32+00:00


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Verbraucherschutzministerium: Analogkäse erlaubt, Sterbehilfe verboten

»Biogemüse« oder »Bioobst« – was für eine Perversion!

Sinnvoll wäre es, alles, was nicht »bio« ist, zu kennzeichnen: Dieser Salat ist schadstoffbelastet und verursacht Durchfall. Diese Möhren enthalten Pestizide und können Krebs verursachen. Diese Äpfel sind gespritzt und gewachst und übelkeiterregend. Diese Trauben enthalten Nitrat und machen impotent.

Verbraucher sollten davon ausgehen können: Alle nicht abschreckend gekennzeichneten Lebensmittel müssen »bio« sein. Und solange das nicht der Fall ist, sollte auf allen Lebensmitteln wenigstens der Hinweis kleben: Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefährdet Ihre Gesundheit.

Immerhin: Der Trend geht zu Biosupermärkten, und wenn die Entwicklung weiterhin so rasant vorankommt, ist alsbald mit dem Zusammenbruch des medizinisch-pharmazeutischen Marktes wegen der Gesundheitsexplosion zu rechnen.

Für die Endverbraucher ist es besonders wichtig, stets den deutschen Bauern im Blick zu behalten. Das Bauernvolk ist ein hartherziges Pack, das hatte die Geschichte bewiesen, und mehrere Bauern zusammen bilden eine Schweinebande. Jeder, der mal auf der Flucht war oder Heimatvertriebener und der einen Bauern um einen Bissen Brot gebeten hat, hat es nicht vergessen: Meide den deutschen Bauernhof. Es sei denn, du besitzt eine Schusswaffe oder ein bisschen Familienschmuck. Für deinen Ehering darfst du möglicherweise sogar den bäuerlichen Abort benutzen. Bringst du einen wertvollen Teppich oder einen Flügel mit, kannst du darauf hoffen, den Bauernhof mit drei Möhren oder zwei Eiern zu verlassen, ohne dass dich der Hofhund beißt. Niemand muss sich aufgerufen fühlen, Mitleid für die an Rinder-Schweine-Hühner-Sprossen-Krisen ach so unschuldigen Landwirtschaft zu empfinden: Bauern nahmen um ihrer Profite willen seit Jahrzehnten eine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung billigend in Kauf.

Auf Unkenntnis kann sich dabei kein Bauer herausreden – schließlich haben alle ihren Beruf gelernt, ein großer Teil hat sogar ein Diplom in der Tasche. Das sind nicht die lieben dummen Bauern, die von einer heimtückischen Industrie betrogen werden, während sie im Fernsehen nach einer opferbereiten Ehefrau suchen: Der Bauer ist nach dem Auto der größte Umweltverbrecher, darüber täuschen auch keine Traktorendemos hinweg. Im Gegenteil, man muss sich doch fragen: Wieso können Landwirte eigentlich nicht zu Fuß demonstrieren wie andere Leute auch? Bauern im Auto sollte man sofort kopfüber in ihre Milchkannen stecken.

Aber die Bauern sind nicht das Ende jeglicher Vernunft. Leider kann man auch konstatieren: Die dicksten Bauern haben die dümmsten Verbraucher.

Meist fiel es auf fruchtbaren Boden, wenn Politiker, Bauern und Fleischindustrielobbyisten, also Männer wie der Exlandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke, der das alles in Personalunion war, den Verbrauchern einredeten, es sei wichtig, dass die Verbraucher Vertrauen entwickelten. Das bedeutete, man musste unbedingt das Misstrauen von Essern und Trinkern zerstreuen. Wie machten die Herrschaften das?

Gesundheitsministerin Andrea Fischer, propere Verkörperung deutscher Hausmannskost, erklärte, sie wisse aus der »Praxis der Wurstherstellung«, dass deutsche Verwurster kein Risikomaterial in Darm und Dose ließen – auch wenn das vor dem BSE-Desaster 2001 gar nicht verboten war. Eine Ministerin, die so fest an das Gute in der Wurst glaubte, die füllte zu Hause wohl auch Bartstoppeln in den Pfefferstreuer.

Und Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke arbeitete an der Vertrauensbildung, indem er in einer Sitzung der EU-Agrarminister in Brüssel, also während einer politischen Denkpause (so etwas kann ja unter Umständen ein Leben lang dauern), eine agrar-poetische Sternstunde zelebrierte.



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